Ein gefährlicher Ostertext

Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel,
so seid ihr noch in euren Sünden« (1 Korinther 15,17).
Ein gefährlicher Ostertext. Denn wenn wir ihn uns genau ansehen,
uns von ihm beeindrucken lassen, so könnte es sein, daß
er uns um unsere ganze Osterfreude bringt und so scheint es, als
schicke es sich nicht an Ostern von so ernsten so gefährlichen
Dingen zu reden. Und doch – es gibt unter den christlichen
Festen nicht Eines, das uns nicht, wenn wir es ganz ernst nehmen,
bedrohlich ansieht; unsere ganze Existenz und unser gesamtes
geistiges Sein wird angegriffen und vor Gericht gezogen,
vor die Entscheidung gestellt; von der Weihnachtsbotschaft
nicht anders, wie von der Ostergeschichte. Nur dann aber,
wenn wir den Angriff immer von neuem auf tiefste auf uns
wirken lassen, können wir seiner Herr werden und etwas von
der eigentlichen Osterfreude, – die alles andere ist als Sentimentalität,
– verspüren. Ist Christus nicht auferstanden, dann
ist unser Glaube eitel, das heißt weiter, dann leben wir noch in
Schuld gegen Gott, das heißt zuletzt wir sind die elendesten
Menschen auf der Erde. Mit anderen Worten ist Christus nicht
auferstanden, dann ist der Stützpunkt, der unser Leben trägt,
hinweggezogen und alles bricht zusammen; unser Leben verfällt
der Sinnlosigkeit. An Ostern hängt unser Leben, sagt uns
Paulus.

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:
Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931
, DBW Band 10, Seite 461

Gedanken zum 18. April

Leben und Werk

Bonhoeffer heute

Forschung

ibg